Geschichte der Schule

Entstehung der Schule

Wie es zur Entstehung der Schule 1969 gekommen ist, darüber berichtet die frühere Vorsitzende des Fördervereins Frau Klingan

Von Barbara G. Klingan, Frühere 1. Vorsitzende des Fördervereins

In den Jahren vor 1966 war Ottobrunn und seine Umgebung noch Provinz, vor allem, was die weiterführenden Schulen betraf; Eltern mussten ihre Kinder, die eine Realschule oder gar ein Gymnasium besuchen wollten, unter ungünstigen Verkehrsverhältnissen in die Stadt schicken. Als sich der Zuzug in das aufstrebende Ottobrunn verstärkte, entstand in diesem Raum der Wunsch nach eigenen weiterführenden Schulen. Engagierte Bürger dieser Gemeinde wurden zunächst immer wieder bei den zuständigen Behörden vorstellig — ohne nennenswerten Erfolg.

Im Jahr 2009 feiern wir den 40. Geburtstag des Gymnasiums Ottobrunn. Dass wir diese Jahr überhaupt feiern können, verdanken wir erstaunlicherweise dem Förderverein. Dieser Förderverein ist nämlich älter als das Gymnasium, eigentlich kann man den „Förderverein Gymnasium Ottobrunn e.V.“ als den Geburtshelfer dieser Schule bezeichnen. Wie kam das? Wir haben ein wenig in den uns zur Verfügung stehenden Akten geblättert:

Diesem Zustand wollten einige Eltern, deren Kinder das Schulproblem betraf, ein Ende bereiten und gründeten am 4. Juli 1966 einen Verein, den sie „Förderverein Höhere Schule Landkreis München-Südost“ nannten. Schon zwei Wochen später, am 19. Juli 1966, also vor genau 28 Jahren, wurde dieser Verein beim Registergericht eingetragen. Bereits nach acht Monaten vertraten 124 Mitglieder die Interessen von fast 300 Kindern.

Dieses Interesse allein genügte aber nicht. Der damalige Vorstand hatte unzählige Probleme zu überwinden: Da war auf der einen Seite die Suche nach einem passenden Grundstück, auf der anderen Seite waren die Schwierigkeiten auf kommunalpolitischer Ebene, die in vielen Gesprächen und Diskussionen mit Bürgermeister, Landratsamt, Gemeinde(-fraktionen) gipfelten und nur sehr zögerlich vorankamen. Und dieses Zögern, dieses immer wieder Vertrösten von offizieller Seite, ließ den Vorstand im November 1967 eine Mitgliederversammlung einberufen, auf der ein Resolutionsentwurf vorgelegt wurde. In diesem Entwurf des Vorstandes waren so drastische Forderungen enthalten, dass in der Öffentlichkeit der Förderverein ab diesem Zeitpunkt als Forderverein bezeichnet wurde. Dieses energische Auftreten bewirkte aber, dass kurz darauf in Ottobrunn an der Ottostraße (später Karl-Stieler-Straße) „einem zu gründenden Schulträger“ ein Grundstück zur Verfügung gestellt wurde. Da sich das Grundstück nicht im Besitz der Gemeinde befand, dies aber in der Satzung des damaligen Zweckverbandes (des Schulträgers) als Bedingung stand, waren komplizierte Verhandlungen nötig, bis endlich die Gemeinde unter großen finanziellen Opfern das Areal erwarb. Dann erst konnten Planung und Bau in Angriff genommen werden.

Der Einsatz hatte sich gelohnt, denn von nun an ging es nicht mehr ganz so zäh: Ab Herbst 1969 konnten bereits zwei Schülerjahrgänge des zukünftigen Gymnasiums Ottobrunn im Nachmittagsunterricht vorübergehend in anderen Räumlichkeiten unterrichtet werden, bevor mit dem Schuljahr 1971/72 der Unterricht in eigenen Räumen aufgenommen werden konnte. Und das, obwohl erst 1970 Richtfest gefeiert worden war!

In den folgenden Jahren hatte der damalige Gründungsdirektor, Hubert Strehlocke, der das Gymnasium 22 Jahre leiten sollte, die bei jeder Neugründung entstehenden Schwierigkeiten zu überwinden, denn nichts von dem heute Vorhandenen war damals selbstverständlich. Aber in Zusammenarbeit mit Gemeinde und einsatzbereiten Eltern verschiedenen Gremien wie Elternbeirat oder Förderverein konnte Aufbauarbeit geleistet, konnten Ideen verwirklicht werden. Für diese Eltern war es keine Frage, an ihrem Gymnasium als Mitglied des Fördervereins für ihre Kinder gute Lernbedingungen zu schaffen und durch zeitgemäße Lernmittel auf die Berufswelt vorzubereiten.

Entscheidung für den Bau des Gymnasiums Ottobrunn

Nach der Festschrift 25 Jahre Gymnasium Ottobrunn 1994 erarbeitet von Stefan Plöchinger, Sebastian Klöckner und Helmut Bäumel

Es war eine radikale Entscheidung der Gemeinde Ottobrunn, nach zwei Jahren zäher Verhandlungen mit den Nachbargemeinden jetzt alleine mit dem Landkreis München ein „Gymnasium Ottobrunn“ aufzubauen. Dennoch, es geschah: Legendär in den Annalen des Gymnasiums Ottobrunn wurde das Fußballspiel der Gemeinderäte Neubiberg gegen die Gemeinderäte Ottobrunn, das mit DM 1.800,- Erlös der finanzielle Anstoß für die neue Schule war.

Wie heißt es doch so schön im Vorwort zum ersten Jahresbericht des Gymnasiums Ottobrunn: „Eine Chronik des Gymnasiums Ottobrunn müsste mit der dramatischen Vorgeschichte beginnen, mit dem langen, zähen Ringen um eine zukunftssichere Lösung, mit der Geburt der kühnen Bauidee, die alle Symptome des Werdens aufweist und den Beteiligten reiche Sorgen verspricht.“ Wie zukunftsweisend dieser Satz war, sollte sich noch über die Jahre hinweg herausstellen.

Am 28.9.1968 war es schließlich soweit: Der Zweckverband „Staatliches Gymnasium Ottobrunn“ wurde gegründet und damit die Basis für das dritte Gymnasium im Landkreis München geschaffen. Neben dem heutigen Kurt-Huber-Gymnasium in Gräfelfing, das 1936 eröffnet wurde, und dem Gymnasium Pullach, das „dem Ottobrunner“ nur wenige Monate zuvorkam, sollte es nun noch eine zusätzliche weiterführende Schule im Münchner Südosten geben, die den dafür ausreichend vorhandenen Bedarf ebenfalls ausreichend abdeckt.

Aufnahme des Betriebs 1969/70 unter dem Schulleiter Hubert Strelocke

Als das Gymnasium Ottobrunn im Jahr 1969/70 seinen Betrieb aufnahm, konnte der neu in sein Amt als Leiter des Gymnasiums eingeführte Hubert Strelocke jedoch bereits fünf Anfangsklassen „in Empfang nehmen“. Das Schulgebäude in der Grundschule Ottobrunn II in der Lenbachallee, in dem das Gymnasium in Ermangelung eines eigenen Schulgebäudes noch vorübergehend untergebracht war, konnte diesem Ansturm noch leicht Herr werden, nachdem man die Gymnasiasten nur nach¬mittags unterrichtete. Doch das sich zu diesem Zeitpunkt erst in Planung befindliche eigene Gebäude des Gymnasiums Ottobrunn am Ottobrunner Bahnhof war, infolge der Entscheidung für den Entwurf des Architekten Otto Leit¬ner, auf maximal 900 Schüler ausgelegt — und damit auf lediglich drei Anfangsklassen! Weil außerdem die Klassenstärken am Jahresanfang drei und am Ende des Jahres immer noch einen Schüler über dem Landesschnitt lagen, warnten der Förderverein, der Elternbeirat und das Direktorat bereits jetzt vor Überbelegung.

Wenngleich hier bereits die zukünftigen Probleme des Gymnasiums abgelesen werden können: Das erste Schuljahr verlief ruhig. Sechs haupt- und sieben nebenamtliche Lehrer und Lehrerinnen (unter den hauptamtlichen Frau Stroux und Frau Wilhelm) kümmerten sich um die fünf fünften Klassen, alles in allem „gab es keine Sensationen“ (so der erste Jahresbericht).

Im Schuljahr 1970/71 zog man dann mit mittlerweile elf Klassen in die Grundschule Ottobrunn III in der Albert-Schweitzer-Straße um. Zwar konnte in diesem Jahr der Nachmittagsunterricht abgebaut werden, doch prognostiziert Schulleiter Strelocke schon jetzt offiziell im Jahresbericht, „dass wir in den nächsten Jahren von einer Woge der Lehrer- und Schulraumnot überrollt werden. Hierfür einen Sündenbock zu suchen, ist absurd.“

Bau und Architektur des Gymnasiums: Die Fabrik

Nachdem die am 1.12.1969 begonnenen Erd- und Rodungsarbeiten sowie die im März 1969 begonnenen Rohbauarbeiten für den ersten Bauabschnitt nach Samstags-, Sonntags- und Nachtarbeit knapp fertiggestellt werden konnten, feierte man am 29.12.1970 das Richtfest in der Karl-Stieler-Straße. Das Schulgebäude, an dem bis zum kommenden Schuljahr 1970/71 unter Hochdruck weitergearbeitet wurde, sollte insgesamt 10.488 Quadratmeter umfassen, in ein Ober-, Erd- und Untergeschoss gegliedert sein und sich in seiner Bauweise nach einem neuen pädagogischen Konzept richten: Der Schüler soll in der Schule isoliert sitzen, wenig Kontakt zur Außenwelt haben – denn dadurch würde er abgelenkt.

Die Folge: Fenster gab es in den Klassenräumen nur spärlich, und der fabrikartige Charakter der Architektur des Gymnasiums Ottobrunn kristallisierte sich schön langsam heraus. Nicht zuletzt war dies ein Resultat der eigenwillgen Bauweise, denn um die Bauzeit kurz zu halten, wurde das Schulgebäude als Stahlskelettbau konstruiert, verwendete man Shed-Fenster (Sonnenfenster an der Decke) und ließ die Klassenzimmer des Schulgebäudes nur von einer Klimaanlage durchlüften. Von außen noch dazu Asbestplatten, und von innen die erwähnte Abschirmung— dieses Bild sollte 22 Jahre lang das Image des Gymnasiums Ottobrunn dominieren.

Ansonsten zeichnete das Gymnasium der eingeschossige Sporttrakt mit Doppelturnhalle und Trennvorhang sowie der nahezu überall verlegte Teppichboden aus. Resumee für den Zweckverband im Jahresbericht 1970/71: „Ohne Übertreibung“ sei das Gymnasium Ottobrunn die „modernste Schule Bayerns“. Und: Dieses Bauvorhaben habe für „möglichst große Flexibilität für die Verwirklichung kommender Schulsysteme“ gesorgt (so der Förderverein).

„Die Schule stellt die größte Baumaßnahme dar, an die sich die Gemeinde Ottobrunn bisher herangewagt hat. Heute lässt sich bereits übersehen, dass die Gesamtbaukosten des 1. Bauabschnitts einschließlich des Aufwands für das Grundstück und die Inneneinrichtung die 10-Millionen-Grenzeüberschreiten werden.“ (der Zweckverband im Jahresbericht 1970/71) „Vor allem erschien es unverantwortlich, dass die Nachbargemeinden Ottobrunns, die ohne einen finanziellen Beitrag zu leisten das jetzige Gymnasium mit ca. 60% der Gesamtschülerzahlbelegen, sich nicht ihrerseits um eine zweite Schule bemühen, sondern zunächst die Beteiligung an einem weiteren Zweckverband sogar ablehnten.“ (der Förderverein im Jahresbericht 1971/72)

Überfüllung und Aufnahme des 2. Bauabschnitts 1971/72

Als 1971/72 die Gymnasiasten schließlich ihr erstes Jahr im neuen Schulgebäude verbrachten, war jenes bereits mit den drei existierenden Jahrgangsstufen fünf mit sieben voll belegt. Pro-gnosen laufen an und spucken Zahlen bis zu 3.500 Schüler im Endausbau aus — die Planungen belaufen sich auf ein Viertel dieser Zahlen! Der Gemeinderat beschließt die sofortige Aufnahme des 2. Bauabschnitts .

1972/73 wird nach der Fertigstellung des 2. Bauabschnitts das Gymnasium feierlich unter Beisein des Kultusministers Prof. Dr. Hans Maier eingeweiht. Von Harmonie und Ruhe kann jedoch nicht die Rede sein: Die Schüler- und Klassenzahlen überschreiten bei 1.150 Schülern und 32 Klassen bereits mit vier Jahrgangsstufen die Sollzahl für den Endausbau des Gymnasiums um 250 Schüler und 7 Klassen. Und die Progno¬sen weisen gar auf eine Überbelegung um 550 Schüler und 16 Klassen hin — beinahe ein neues Gymnasium, das dann in das Gymnasium Ottobrunn hinein passen würde. Die Folge wird wohl, so spekuliert man, die Auslagerung von Klassen oder Schichtunterricht sein.

Entlastung: Bau der Realschule und des Gymnasiums Neubiberg

Die Hoffnung: Am 30.6.1973 wird der Zweckverband „Staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München“ gegründet, in dem jetzt nicht nur Ottobrunn und der Landkreis München, sondern auch zehn weitere Gemeinden sitzen. Nicht nur, dass das Gymnasium Ottobrunn von diesen zehn Gemeinden jetzt mit nachfinanziert und getragen wird, es wird auch 1973/74 mit der Realschule Neubiberg und nur wenige Jahre später mit einem weiteren Gymnasium dauerhafte Entlastung geben. Diese kommt jedoch – am Bedarf gemessen – einige Jahre zu spät.

Die Realschule Neubiberg befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Bau und konnte bald ihren Betrieb aufnehmen. Schüler mussten damit nicht mehr den unangemessenen Umweg über das Gymnasium nehmen, falls sie die mittlere Reife wollen. Was nun aber mit all den Abiturwilligen passieren sollte, stand Anfang des Jahres noch in den Sternen. Der Elternbeirat und der Lehrerrat verabschiedeten eine Resolu¬tion, auf dass schnell ein neues Gymnasium gebaut wird; der Förderverein forderte für jenes gleich günstige Verkehrsanbindungen, eine kurze Bauzeit und eine Lage im Hauptbedarfsgebiet. Es befriedigt angesichts dieser Forderungen nicht jeden, dass das neue Gymnasium im Zentrum Neubibergs weitab von der S-Bahn liegen wird und erst ’76 seinen Betrieb aufnehmen können wird.

Überbelegung als Dauerzustand und der Brand von 1974

Am Gymnasium Ottobrunn wurde die Lage währenddessen noch schlimmer. Erstmals berichtet man von Problemen mit der Klimaanlage, von einer Finanznot und einem entstandenen Lehrermangel.

1973/74 war die Überbelegung dann so schlimm, dass jetzt erstmals Fachräume zweckentfremdet und letzte Raumreserven nutzbar gemacht wurden, um Schichtunterricht oder Auslagerung zu vermeiden. Randnotizen des Schuljahrs deuten aber auf eine „Einfügung ins Schicksal“ hin: „Die Klimaanlage funktionierte immer noch nicht einwandfrei“ (der Elternbeirat im Jahresbericht), eine Ampel vor der Schule wurde installiert (Verkehrssicherheit), und es begannen die ersten Schulforumssitzungen.

1974/75 dann schließlich: Fünf Klassen werden in die Volksschule Riemerling nur wenige Meter vom Gymnasium entfernt ausgelagert. Natürlich, inzwischen ist man in den Entlastungsbemühungen auch schon weiter gediehen – die Realschule Neubiberg hat den Betrieb aufgenommen, das Gymnasium Neubiberg befindet sich im Bau und soll bis zu 1000 Schüler in 33 Klassen aufnehmen können. Doch genauso blieben die Übertrittsquoten von der Volksschule ins Gymnasium mit 50% konstant hoch, und man erwartet auch eine Ungelcihverteilung zwischen dem „neuen“ Gymnasium Neubiberg und dem „alten“ Gymnasium Ottobrunn

Der große erste Brand 1974

Am 13.12. 1974 traf das Gymnasium Ottobrunn dann der bislang härteste Schicksalsschlag. Der 18jährige Realschüler Reinhard Beck legte Feuer im Gymnasium und hinterließ einen Millionenschaden. Nachdem eine zehnköpfige Sonderkommission des Landeskriminalamtes den Täter überführt hatte (nach der Ausschreibung einer Belohnung von DM 3000.- gingen viele Hinweise aus der Bevölkerung ein), gestand er seine Tat und widerlegte damit Vermutungen, Schüler des Gymnasiums selbst hätten schlechte Noten „ausradieren“ wollen und deshalb Feuer gelegt.

Erst im nachhinein wurde der Tathergang bekannt: Der Täter brach über einen Physiksaal in die Schule ein., schmierte den Satz „Der Mondlichtknecht war da“ an eine der Tafeln und ging dann in den ersten Stock, um Geld zu stehlen. Als er keines fand, legte er Feuer. Politische Motive für die Tat konnten schließlich ausgeschlossen werden.

Das Gymnasium nahm nach fünf Tagen seinen Betrieb wieder auf (das Ende der Zwangsferien überhörten manche Schüler „geflissentlich“, wie Herr Strelocke feststellen musste). Die Folgen des Brandes jedoch waren verheerend: Nicht nur, dass zwei weitere Klassen ausgelagert wurden. Es fielen auch, nachdem das Feuer im Verwaltungstrakt gelegt wurde, wichtige Unterlagen, Zeugnisse und Noten den Flammen an¬heim. Der Brand richtete einen Schaden von drei bis vier Millionen an, und der gesamte Südtrakt des Altbaus musste neu aufgebaut werden.

Teilung, Umbau und der zweite Brand 1976

Im Jahre 1975/76 spricht Schulleiter Strelocke dann davon, dass das „Äußerste an Belastung erreicht sei“. Inzwischen sind nicht nur vier Klassen nach Riemerling, sondern auch acht Klassen in die Volksschule Ottobrunn III („0111“) ausgelagert. Dennoch: Langsam, aber sicher scheint sich das Eichhörnchen zu nähren: Mit dem Beginn der Kollegstufe kam man im „Ottobrunner“ dem Endausbau näher, und das Gymnasium Neubiberg startet nach einer Teilung der Schüler zwischen Ottobrunn und Neubiberg mit den Klassen 5 mit 10. Man war der Überzeugung, dass die Schulraumnot mit der Fertigstellung des Gymnasiums Neubiberg endgültig behoben sein wird. Zeitgleich zeigte sich jedoch das Dilemma, dass das Gymnasium Ottobrunn aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung der neuen Schule vernünftigerweise für alle mit der S- Bahn kommenden Schüler offen sein muss — die Entlastung also im Zweifelsfall nicht allzu groß sein würde.

Umbau 1976/77

Das folgende Schuljahr brachte den ersten großen Umbau in der Geschichte des Gymnasiums Ottobrunn. Der Jahresbericht notiert: „Der Nordkorridor im Erdgeschoß wird in den Fachbereich Physik einbezogen. Es entsteht dadurch neben einer etwas größeren und anders liegenden Sammlung und Vorbereitung je ein Kollegstufenlabor für Chemie und Physik. Die abzureißenden Wände wurden an anderer Stelle wieder verwendet. Ferner wird, damit im Erdgeschoß wieder eine Ost-West-Verbindung entsteht, der bisher überdachte, aber offene Teil des Innenhofs nördlich der Freitreppe in eine abgeschlossene Pausenhalle umgewandelt, die zugleich die Funktion einer Aula übernehmen kann“.

Eine Quelle permanenten Ärgernisses ist die Klimaanlage des Hauses. Der gesamte Unterricht wird in Mitleiden¬schaft gezogen, wenn Schüler die Ant-worten ihrer Mitschüler nicht mehr ver¬stehen und wenn die Lehrkraft unent-wegt um lauteres Sprechen bitten muss. Für einen modernen Arbeitsunterricht, in dem das Unterrichtsgespräch eine zentrale Rolle spielt, ein untragbarer Zustand! Dem Konzept nach sollen die Temperaturen bei 23°C liegen, an heißen Tagen aber nicht mehr als 5°C unter der Außentemperatur zurückbleiben. Das hat die Regelautomatik der Anlage bisher nicht zuverlässig bestätigt.“ Es folgt damit der erste Umbau der Klimaanlage. Nebenbei bemerkt: Die Leitung des Zweckverbands wech¬seit. Mit dem Ausscheiden des 1. Ottobrunner Bürgermeisters und „Initiators“ des Gymnasiums Ottobrunn Ferdinand Leiß wird der neue Bürgermeister Dr. Horst Stähler-May sein Nachfolger.

Der zweite Brand 1976

Am 25.12.1976 – zwei Jahre nach dem ersten Schulbrand – brennt es dann erneut. Der Schaden beträgt 1,5 Millionen Mark, der Täter ist wieder Reinhard Beck. Er hat gerade seine eineinhalbjährige Strafe abgesessen und brache, auf der Suche nach Geld, wieder im Gymnasium ein. Als er nichts findet, legt er zum zweiten Mal Feuer. Er schreibt der Welt einen Abschiedsbrief und erhängt sich im Schulwald (vgl. auch den Bericht der Feuerwehr Ottobrunn). Der in schwierigen Verhältnissen aufgewachsene körperlich behinderte Beck sah keinen Ausweg mehr – und wurde prompt zum Objekt von Magazinen wie dem „Stern“, die ausführlich über ihn und die Brandstiftung am Gymnasium Ottobrunn berichteten.

„Wenn in den vergangenen Jahren regelmäßig festgestellt wurde, dass das gerade abgelaufene Schuljahr das bisher schwierigste war, so lässt sich für diesmal wohl nichts anderes sagen. So bauen wir denn zum dritten Male auf in der sicheren, von allen geteilten Hoffnung, dass es zum letzten Male geschieht.“ (Herr Strelocke im Jahresbericht)

Jahre der Normalisierung

Es kommen die Jahre der Normalisierung. 1977/78 verließen die ersten Abiturienten das Gymnasium Ottobrunn, das Kollegium vervollständigte sich, und das Schulgebäude sollte wohl baulich nicht mehr so schnell verändert werden (nachdem dieses Jahr die umgebaute und wieder aufgebaute Schule übergeben werden konnte). In diesem Jahr bemühte man sich auch um die Ausweitung des Bildungsangebots und will die wirtschaftswissenschaftliche Ausbildungsrichtung angliedern. Dies wurde jedoch nicht genehmigt, weil es dann zwei kleinere Ausbildungsrichtungen – außer der wirtschaftswissenschaftlichen noch die neusprachliche – gegeben hätte. Das, so die Argumentation des Ministeriums, hätte das ausgewogene Bildungsangebot gestört. Die Probleme mit den Schülerzahlen dauerten währenddessen an, Notlösungen wurden gefunden (so wurden zum Beispiel im Untergeschoss des Neubaus neue Klassenzimmer geschaffen).

Die Jahre gehen vorüber. Zu 1978/79 wird im Jahresbericht lediglich vermerkt: „Das Schuljahr war frei von ungewöhnlichen Ereignissen— vielleicht nur deshalb, weil manches infolge Gewöhnung nicht mehr als ungewöhnlich empfunden wird: so Lehrermangel mit Stundenausfall im Gefolge und Raumnot.“

Auch 1979/80 steht ganz unter dem Zeichen der normal gewordenen schwierigen Verhältnisse. So wurde die neben dem unteren Haupteingang gelegene Zentralgarderobe abgeschafft, um in ihr die Schulbücherei unterzubringen und damit im Obergeschoss zwei Zimmer zu gewinnen. Diese Zahl entsprach allerdings nicht einmal der Hälfte des Mehrbedarfs, und so dauerte auch in diesen Jahren die Auslagerung an. Nebenher wurde der Innenhof umgestaltet und begrünt, das undichte Dach repariert und die Überlastquote – bis zu 10% zuviel in einer Klasse – auch in den Klassen 8 mit 10 abgebaut.

Die achtziger Jahre

1980/81 steht vermerkt: „Die Finanzlage von Freistaat Bayern und Zweckverband war angespannter denn je, und so hat sich dann auch die seit Jahren angestrebte Behebung von Lehrer- und Raummangel wieder nur als eines der Fernziele erwiesen. Die Entwicklung des Gymnasiums Ottobrunn zeigte keinerlei Tendenzen, die etwa den Schluss erlaubten, es würde sich in absehbarer Zeit etwas ganz entscheidend ändern.“ Und 1981/82: „Wie im letzten Jahresbericht an dieser Stelle vermutet worden ist, brachte uns das 13. Jahr wahrhaftig keine auffallenden Verbesserungen. Es war für eine Kummer gewohnte Schule ein ganz normales Jahr: Wieder einmal fiel Pflichtunterricht aus, wieder einmal war der Wahlunterricht eingeschränkt, wieder einmal war das Schulhaus voll bis zum letzten Kellerraum; die Auslagerung von 13 Klassen in die Volksschule III hat lediglich bewirkt, dass kein Schichtunterricht notwendig wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Schulbusbetrieb haben die ausgelagerten Klassen ihr relativ abgeschiedenes Dasein zu schätzen gelernt; dennoch könnte diese Interimslösung auf Dauer nicht befriedigen.“ Und weiter mit der Beschreibung eines der vielen Versuche, die Lage zu meistern: „Weil über die Existenzfähigkeit eines dritten Gymnasiums noch keine abschließende Meinung gebildet werden konnte, war die Gründung eines ‚Progymnasiums‘ ins Auge gefasst worden: In der jetzigen Auslagerungsstelle, der Volksschule III, sollte ein selbständiges zweizügiges Gymnasium ohne Oberstufe errichtet werden. Es hätte später zu einem Vollgymnasium ausgebaut oder aber wieder eingegliedert werden müssen. Der hier verwendete Konjunktiv zeigt, dass aus diesem Plan zunächst nichts geworden ist. Der ‚öffentlichen Hand‘ würde die Finanzierung ziemlich schwerfallen.“

Im Folgejahr kam der nächste Vorschlag und die nächste Ablehnung: Sollten alle Prognosen bezüglich der Bevölkerungsmehrung im Landkreis, der Steigerung der Geburtenrate und der Reduzierung der Klassenstärken „in vollem Umfang eintreten, so argumentiert der Zweckverband, dann wäre die Vergrößerung des Gymnasiums Ottobrunn von drei auf fünf Züge eine millionenschwere Fehlinvestion, denn das Gymnasium würde weiterhin überfüllt bleiben, der Neubau des – eigentlich erforderlichen – dritten Gymnasiums wäre für alle Zeiten vereitelt.“ (Schulleiter Strelocke über die Meinung des Zweckverbands im Jahresbericht 1982/83

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